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 Gespräche     
  Konzerthaus Dortmund 26.09.2006 
Bild m/i47 Renaud Capuçon
© Konzerthaus Dortmund
„Ganz modern und altmodisch zugleich“

Renaud Capuçon ist für die nächsten fünf Jahre Exklusivkünstler am KONZERTHAUS DORTMUND. Der 30-jährige Violinvirtuose spielt leidenschaftlich gern Schubert und Brahms, lebt auf seinen vielen Reisen ganz selbstverständlich mit Handy und E-Mail. Der Stargeiger verriet, wie er mit dem Konzerttrubel umgeht und was er am Konzerthaus vorhat.

Herr Capuçon, Exklusivkünstler am KONZERTHAUS DORTMUND, was reizt Sie daran?
Es ist eine Ehre für mich, ein tolles Projekt, mit dem ich etwas aufbauen kann. Benedikt Stampa lässt mir sehr viel Freiheit, eigene Ideen umzusetzen, sodass es für mich eine sinnvolle Zusammenarbeit ist. Meinen persönlichen Musikgeschmack kann ich einbringen, ebenso kann ich in Dortmund mit Musikern arbeiten, die ich sehr schätze.

Was haben Sie musikalisch hier vor? In welchen Konzerten und Projekten wird man Sie in Dortmund hören können?
In der Saison 2006/07 wird es zunächst ein klassisches Programm sein: mit Frank Braley am Klavier zwei Schubert-Trios, außerdem mit Nicholas Angelich die drei Brahms-Sonaten. Das dritte Konzert ist eine besondere Herausforderung: Ich spiele Geige und dirigiere das Zürcher Kammerorchester zugleich. Wir haben ein paar Mal geübt, und ich weiß, dass es klappt. Nach dem Konzert in Dortmund werden wir damit auf Tour gehen, aber es wird das erste Mal sein – für mich also eine Premiere.

Auch gemeinsam mit Ihrem Bruder, Gautier Capuçon, und dem Pianisten Nicholas Angelich werden Sie hier auftreten. Wie wichtig ist Ihnen ein solches Netzwerk?
Es ist mein musikalisches Leben. Ein paar Musiker, eine kleine Gruppe ist für mich sehr wichtig. Es müssen nicht nur berühmte Namen sein, sondern Künstler, mit denen ich gerne spiele. Ich liebe es, zusammen zu spielen.

Sie und der Starpianist Fazil Say, der auch als Exklusivkünstler am KONZERTHAUS DORTMUND verpflichtet wurde, verkörpern ja eine neue Generation von Künstlern. Mit Handy, Bonusmeilen bei den Fluggesellschaften und vielen Freunden aus der Branche. Wie darf man sich Ihr Leben vorstellen?
Viel Hotel, viel Flug, viel Konzert. Ich bin wirklich ein ganz normaler Mensch. Ganz modern ist mein Leben und altmodisch zugleich. Ohne E-Mail und Flughafen geht es nicht. Andererseits bin ich auch nur mit Musik zufrieden. Ich kann auch nur mit Schubert, Mozart und Brahms leben.

Sie leben in Paris beziehungsweise haben dort einen Aufenthaltsort, wenn Sie mal da sind. Haben Sie überhaupt ein Heimatgefühl? Sehnen Sie sich manchmal nach bestimmten Orten?
Ich bin in einem Jahr so viel unterwegs, dass ich maximal einen Tag pro Monat in Paris sein kann. Für mich ist es schwierig, ein Zuhause zu finden. Ich fühle mich in einem interessanten Projekt zu Hause oder wenn ich mit netten Musikern zusammen bin. Ich bin immer „on the road“, aber es gibt keinen anderen Weg. Es muss so sein. Man muss es akzeptieren, und man muss die Musik wirklich sehr lieben, sonst geht es nicht. Wenn man dieses Leben nicht liebt und so leben muss, kann es die Hölle sein.

Wo feiert ein Renaud Capuçon Weihnachten?
Jedes Jahr in Chambéry, in meiner Heimatstadt, mit meinen Eltern. Der andere Fixpunkt im Jahr ist mein eigenes Kammermusikfestival dort. Es gibt mir seit elf Jahren die Chance, auch Ende August in Chambéry zu sein.

Sie waren ja bei der Saisonvorstellungs-Pressekonferenz Ende April im KONZERTHAUS DORTMUND. Wenn man so viel unterwegs ist wie Sie, verschwimmen dann nicht die Orte, oder erinnern Sie sich noch an den Saal in Dortmund?
Es ist ein toller Saal mit einer besonderen Akustik. Obwohl es ein großer Saal ist, hat man das Gefühl einer intimen Atmosphäre. Das ist gerade für Kammermusik wichtig. Der Saal in Dortmund erinnert mich ein wenig an die Santury Hall in Tokio. Das ist ein Riesensaal, aber er wird zu einem Kammermusiksaal, wenn man dort Kammermusik spielt. Das Geheimnis liegt wohl hier wie dort in der Architektur.

Viele Ihrer CDs, wie etwa die drei Violinsonaten von Brahms mit Nicholas Angelich, sind preisgekrönt. Im letzten Jahr erhielt diese Aufnahme den „Choc du Mois“ von Le Monde de la Musique. Was dürfen wir als nächstes von Ihnen erwarten?
Anfang September erscheint meine neue CD „Inventions“ mit vielen neuen Werken für Geige und Cello von verschiedenen Komponisten.

Wir wünschen weiterhin viel Erfolg – auch für die neue CD – und bedanken uns herzlich für das Interview.

Das Gespräch führte Franziska Graalmann.

Quelle: "hörbar" 3/2006 | Konzerthaus Dortmund, http://www.konzerthaus-dortmund.de




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 Bratislava, Slowakische Philharmonie
© Slowakische Philharmonie, Bratislava



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