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 CD     
  Schumann, Robert / Ludwig van Beethoven 
Schumann: 1. Sinfonie »Frühlingssinfonie« / Beethoven: 6. Sinfonie »Pastorale«

Schumanns sinfonischer Aufbruch in den Frühling und Beethovens musikalische Anschauung der Natur – zwei bekannte wie mitreißende Werke, deren Gegenüberstellung in den Aufnahmen des RSO Frankfurt und seines Chefdirigenten Hugh Wolff mehr als lohnt.


Radio-Sinfonie-Orchester Frankfurt
Hugh Wolff
| DIRIGENT


Robert Schumann
Sinfonie Nr. 1 in B-Dur op. 38 (1841) »Frühlingssinfonie«
1. Andante un poco maestoso
2. Larghetto
3. Scherzo: Molto vivace
4. Allegro animato e grazioso

Ludwig van Beethoven
Sinfonie Nr. 6 in F-Dur op. 68 (1807/08) »Pastorale«
1. Erwachen heiterer Empfindungen bei der Ankunft auf dem Lande
2. Szene am Bach
3. Lustiges Zusammensein der Landleute
4. Gewitter, Sturm
5. Hirtengesang - Frohe, dankbare Gefühle nach dem Sturm


Die Komponisten

In einem wahren Schaffensrausch hatte Robert Schumann seine 1. Sinfonie seinerzeit niedergeschrieben. Nicht mehr als vier Tage benötigte er dafür. »Ich schrieb die Sinfonie, so heißt es in einem Brief an Louis Spohr, »wenn ich es sagen darf, in jenem Frühlingsdrang, der den Menschen wohl bis in das höchste Alter hinauf in jedem Jahr von neuem überfällt.« Schumanns erste Versuche in der Orchesterkomposition reichten zurück bis in die frühen 1830er Jahre, doch näherte er sich der »obersten Gattung der Instrumentalmusik« mit Erfolg erst Anfang der 1840er Jahren – dank Mendelssohns Wirken am Leipziger Gewandhaus und dank der Großen C-Dur-Sinfonie von Franz Schubert. In jener Sinfonie fand Schumann die lang ersehnte Bestätigung, dass nach dem »Riesen« Beethoven ein neuer sinfonischer Ansatz möglich war. Die poetische Idee des Frühlings, die das Werk durchzieht und die zu dem populären Beinamen »Frühlingssinfonie« führte, hatte für Schumann dabei auch metaphorische Bedeutung: Einerseits steht der Frühling stellvertretend für die nach langem Ringen verwirklichte Heirat mit Clara Wieck, zum anderen meint Frühling aber auch: Aufbruch in eine neue Gattung und Aufbruch zu neuen Ufern, die musikalisch nicht mehr dominiert erscheinen vom sinfonischen Übervater Beethoven.

»Jede Malerei, nachdem sie in der Instrumentalmusik zu weit getrieben, verliert«, hatte Ludwig van Beethoven während der Arbeit an seiner 6. Sinfonie einmal notiert und sein neues Werk andernorts daher auch als »Sinfonia caracteristica – oder Erinnerungen an das Landleben« charakterisiert. Rund 30 Jahre vor Schumanns sinfonischem Frühlings-Aufbruch gelang Beethoven mit der »Pastoralen« die wohl bedeutendste Natur-Reflexion in der Geschichte der Sinfonik, mit einer Verschmelzung von »absolutem« Gestaltungswillen und thematisch-inhaltlichem Gehalt, die in ihrer formalen Geschlossenheit und musikalischen Wirkung ihresgleichen sucht. Die verschiedenen Eindrücke vom ländlichen Leben, die in den fünf Sätzen der Sinfonie evoziert werden, fügen sich dabei zu einer Art innerer Anschauung der Natur zusammen, zu einem klassischen Sinnbild für die innere Kohärenz von Mensch und Natur.
Andreas Maul


Robert Schumann über Beethoven

Monument für Beethoven

Wär' ich ein Fürst, einen Tempel im Palladiostil würde ich ihm bauen: Darin stehen zehn Statuen; …unter neun der Statuen meine ich, wie die Zahl der Musen, so die seiner Sinfonien: Klio sei die heroische, Thalia die vierte, Euterpe die Pastorale und so fort, er selbst der göttliche Musaget. Dort müsste von Zeit zu Zeit das deutsche Gesangesvolk zusammenkommen; dort müssten Wettkämpfe, Feste gehalten, dort seine Werke in letzter Vollendung dargestellt werden. Oder anders: Nehmet hundert hundertjährige Eichen und schreibt mit solcher Gigantenschrift seinen Namen auf eine Fläche Landes. Oder bildet ihn in riesenhafter Form, wie den heiligen Borromäus am Lago Maggiore, damit, wie er schon im Leben tat, er über Berg und Berge schauen könne – und wenn die Rheinschiffe vorbeifliegen und die Fremdlinge fragen, was der Riese bedeute, so kann jedes Kind antworten: »Beethoven ist das« – und sie werden meinen, es sei ein deutscher Kaiser.
Robert Schumann in der literarischen Gestalt des Eusebius


Rezensionen

»Verschlankungskur«
Die Kombination dieser zwei ausgiebig im Katalog vertretenen Werke macht einigen Sinn, ist doch bei beiden die Natur im Spiel. Schumanns sinfonischer Aufbruch in den Frühling und Beethovens weniger aufgekratzte Landpartie, die Bildhaftes architektonisch domestiziert, werfen unterschiedlichste Interpretationsprobleme auf. Hugh Wolff, der in Frankfurt hervorragende Arbeit leistet und dessen Vertrag jüngst bis 2006 verlängert wurde, rückt den berüchtigten Klangproblemen bei Schumann durch Verschlankung und Transparenz erfolgreich zu Leibe – was ihn nicht hindert, den frischen, temperamentvoll blühenden Ton des Werkes genau zu treffen. Das Orchester geht mit spürbarem Engagement auf die Intention seines Chefs ein. Nicht ganz so glatt funktioniert Wolffs Verschlankungskur bei Beethoven. Die Pastorale kommt recht hurtig daher, der Dirigent orientiert sich offenbar an Beethovens Metronomzahlen. Das ist sehr schön, aber ein wenig »obenhin« musiziert, und vor allem im Finale vermisst man jene »reale Humanität«, wie sie die exemplarischen Wiedergaben eines Wand oder auch Leibowitz verströmen – so durchsichtig (etwa in der Szene am Bach) alles auch herauskommt.
Alfred Beaujean, stereoplay 02/2003

Pizzicato-Auszeichnung: »Excellentia« - »Überschäumende Pastorale«
Es ist nicht wegen der kraftvollfarbigen Ersten Sinfonie Robert Schumanns, dass wir dieser CD die »Excellentia«-Auszeichnung geben. Obwohl Hugh Wolff den jugendlichen Elan der Frühlings-Sinfonie genau so beseelt zum Ausdruck bringt wie ihre zarten Lyrismen, und der Sinfonie an und für sich nichts schuldig bleibt, hat er nichts Neues oder Persönliches in diesem Werk zu sagen.
Ganz anders hingegen Beethovens »Pastorale«. Wolff zeigt, dass es nicht langsamer Tempi bedarf, um die Idylle der beiden ersten und des letzten Satzes zu erfahren. Schon im ersten Takt hebt ein befreites und befreiendes Musizieren an und bei aller Frische im Ablauf singt der Melos intensivst, nicht zuletzt weil auch die Füllstimmen mit einem kraftvollen Espressivo belebt werden: wenn vorne Geigen und Celli um die Wette jubilieren, schwenken hinten, unüberhörbar, wackere Holzbläser flatternde Klang-Fahnen. Jeder Zug der Musik wird wesenhaft nachgezeichnet, besonders der zweite Satz gelingt dabei ungemein naturhaft und bleibt frei von jedem Sentimentalismus, der die Musik erstarren ließe. Wolff wirft nicht einen gefühlvollen Blick auf eine Idylle, sondern lässt die Idylle aufleben.
Doch all das ist nichts gegen die überschäumende Fröhlichkeit, die im dritten Satz in prallem Klangfest zu Trage tritt. Da singt, flötet und jubelt alles, was die Instrumente nur hergeben, und des Hörers Herz schlägt vor Freude Purzelbäume. Aus diesem baren Frohsinn heraus bricht das Gewitter auf uns herein. Hat man je das Tremolo der Bässe zu Beginn des Gewitters in einem so naturhaft spannenden Klang gehört? Wurde dieses Gewitter überhaupt je so bedrohlich brodelnd dargestellt? Doch auch der Schlusssatz ist beglückend in seiner Beseeltheit, die, frei von jedem Pathos, reinsten Gesang erzeugt.
So temperamentvoll, so voller Leben, so herzerquickend habe ich diese Musik zuvor noch nie gehört. Hugh Wolff und seinen hervorragenden Musikern sei's gedankt.
RéF, Pizzicato, 2/03

»Auf den Punkt gebracht«
Was Chefdirigent Hugh Wolff auf diesen zwei CDs mit »seinen« Radiosinfonikern vorlegt, ist beachtlich. Vor allem die Sinfonien von Schumann und Beethoven sind ja nicht gerade selten gespielte Werke, hier aber schlagen sie einmal wieder von Anfang bis Ende in ihren Bann, so temporeich und dynamisch und dabei bis ins Letzte durchdacht präsentiert der Amerikaner sie. Schumanns Erster gönnt er einen geradezu enthusiastischen Ton und wird damit dem »Frühlinsdrang« gerecht, den der Komponist angeblich Anfang 1841 spürte, als er die Sinfonie schrieb. Ausgesprochen spannungsvoll, mit sicher und effektvoll gesetzten Höhepunkten gelingt Wolff Beethovens »Pastorale«. Detailgenauigkeit und Durchhörbarkeit sind trotz des kraftvollen Orchesterklangs gewährleistet, der in der Gewittermusik des 4. Satzes größte Eindringlichkeit der Naturbilder beschert …
Andreas Friesenhagen, Fono Forum, 4/03

»Empfehlenswerte Scheibe«
Eine Kopplung zweier Sinfonien, die nicht nur auf den ersten Blick stimmig scheint. Beethoven gab seiner »Pastorale« als Satzbezeichnungen deutsche Titel mit, die das Stimmungs-Szenario programmatisch umreißen sollen. Und auch Schumann überschrieb die vier Sätze seines sinfonischen Erstlingswerkes gut 30 Jahre später mit »Frühlingsbeginn – Abend – Frohe Gesellen – Voller Frühling«. Auch wenn er diese Bezeichnungen vor der Veröffentlichung wieder strich, so blieben doch das Programm und auch der Titel »Frühlingssinfonie« stehen. Jedoch schon Beethoven warnte bei seinem Werk: »Jede Malerei, nachdem sie in der Instrumentalmusik zu weit getrieben, verliert.« Und fügte hinzu: »Man überlässt es den Zuhörern, die Situation herauszufinden.« Genauso sehen es auch Hugh Wolff und das Radio-Sinfonie-Orchester Frankfurt in ihrer Produktion der beiden durchaus wesensverwandten Sinfonien: Man überstrapaziert nicht das romantische Bild vom Menschen im Spannungsfeld der Natur, wie man es früher gern zeichnete. Dagegen gesetzt ist vielmehr eine moderne, hellwache und überlegte Musizierhaltung mit rhythmisch peppiger Deklamation, jugendfrischer Klanglichkeit und fast süffiger Beschwingtheit. Das Scherzo bei Schumann huscht mit nerviger Stringenz vorüber. Bei Beethoven kommen vor allem die meteorologisch interessierten Hörer auf ihre Kosten: So prickelnd kommen Gewitter und Sturm nur selten herüber. Große Spannungsbögen beatmen die langsamen Sätze, die Allegri sind tempomäßig nicht überzogen und vertuschen nichts. Wolff hat bessere Kriterien der Gestaltung anzubieten. Er favorisiert vor allem eine hohe Durchsichtigkeit, die auch den Mittelstimmen zur Präsenz verhilft. Hier ist nicht äußerliche Brillanz angesagt, sondern Innenspannung mit ständigem Fließen und Gleiten. Zum Gelingen dieser empfehlenswerten Scheibe gehört auch die gut ausgelotete Aufnahmetechnik im Saal der Alten Oper in Frankfurt. Das Gespür für die Proportionen der Partituren ergibt ebenso einen Sinn wie die klare Deutlichkeit und Direktheit der Klangsprache.
Wolfgang Teubner, Das Orchester, 4/2003


hr-musik
Best.-Nr.: hrmk 010-02
15,- €
Booklet: 24 Seiten
deutsch/english/français
Gesamtdauer: 71:37

Weitere Informationen: www.hr-musik.de.




Bild
 Saarbrücken, Saarländisches Staatstheater
© Björn Hickmann / Stage Picture



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